Vita Miniaturen
Stilleben
Miniaturen
Landschaften
Ölgemälde Verschiedenes Kontakte


Hanna Woodring ist in die Royal Society of Miniature Painters aufgenommen

"Die Kunst der kleinen Bilder" von Christina Knorz, Bayreuth

Das Wappen allein macht schon was her: Auf dem Briefkopf prangt ein veritables Wappen mit zwei Mardern und einem Elefanten.
Das Schreiben selbst ist für Hanna Woodring aus Bayreuth eine kleine Sensation. „Ich hatte schon aufgegeben.“
Jetzt ist es amtlich: Die Bayreutherin ist neuestes Mitglied in der Royal Society of Miniature Painters (RMS). Sie ist das einzige Mitglied aus Deutschland in diesem vornehmlich britischen Club.

In Ausstellungen mit Miniaturen liegen Lupen aus.

Die Jury der Royal Miniature Society projiziert die Bilder an die Wand, um sie in Groß zu betrachten. Sie dürfen keine Fehler haben und müssen so gut wie große gemalt sein.
Foto: Karl Heinz Lammel


Ritterschlag für Miniaturmaler:
Künftig darf die in Bayreuth lebende Malerin „Hanna Woodring, RMS“ auf ihre Visitenkarte schreiben. Denn sie ist in die Royal Society of Miniature Painters aufgenommen. Die kleinen Bilder malt sie mit dem Mikroskop.
Foto: Karl Heinz Lammel
Wie das mit englischen Gesellschaften eben ist, darf nicht jeder rein. Die Auflagen sind so hoch, dass man eine Engelsgeduld mitbringen muss, um das Aufnahmeverfahren überhaupt zu durchlaufen. Aber Geduld braucht die Miniatur-Malerin ohnehin bei ihren sechs mal sieben Zentimeter großen Bildern. Nach neun Jahren zahlt sich ihre Hartnäckigkeit nun aus. Sie ist dabei.

Hanna Woodring studierte Kunst und Kunsterziehung und unterrichtete dies bis vor neun Jahren in Baton Rouge, der Bundeshauptstadt von Louisiana, USA. Dann entschied sie sich, nur noch zu malen. „Ich habe mir überlegt, dass meine Hände nicht immer so ruhig und meine Augen nicht immer so gut sein werden wie jetzt, und dann habe ich gemalt.“ Die Reaktionen auf ihre Miniaturbildchen und fotorealistischen Abbildungen von Spitzendecken variieren. „Manche Frauen sagen, bei ihnen lösen meine Bilder den Impuls aus, die Decke auf dem Bild glatt zu streichen“, erzählt die Malerin lachend. Unverständnis hört sie auch. Das sei doch eine Art zu malen von vor Hunderten von Jahren. „Ich kann auch nicht erklären, warum ich das mache. Es ist mir einfach das Liebste.“
Hanna Woodring ist fasziniert von jedem Loch in einer Spitzendecke. „Jedes unterscheidet sich. Mich interessiert, wie man Muster malen kann, wie man eine Falte in die Decke legt, das ist wie ein Puzzle.“ Ein Fachwerkhaus mit Blumenkästen, zwei Birnen auf einem Tuch, ein Zinnkrug auf einer Spitzendecke – kompliziert müssten ihre Arrangements gar nicht sein, sagt die Miniaturmalerin. Es geht um das Detail.

Die britische RMS hat 100 Mitglieder, nicht mehr und nicht weniger. 1896 fand die erste Ausstellung statt. 1904 erhielten sie von König Edward VII. die Weihe einer Royal Society. Bevor jemand neu hinzukommen kann, muss ein Mitglied sterben oder aufhören. „Aber sie hören nicht auf“, sagt die Malerin. Wer dabei ist, bleibt dabei, denn die Abkürzung RMS hinter seinem Namen führen zu können, ist der Ritterschlag unter den Miniaturmalern.

Jeden Herbst zeigt die RMS in einer Londoner Galerie nahe dem Trafalgar Square eine Ausstellung von Mitgliedern und solchen, die es werden wollen. Um die erste Stufe des Aufnahmeverfahrens zu erreichen, muss eine Jury des RMS zwei Jahre hintereinander fünf von fünf eingesandten Bildern in die Ausstellung übernehmen. Dann ist man assoziiertes Mitglied. Um sich auf eine Vollmitgliedschaft bewerben zu dürfen, muss der Künstler eine weitere Hürde nehmen. Die Jury muss wiederum in zwei aufeinanderfolgenden Jahren diesmal sechs von sechs eingesandten Bildern zeigen wollen. Dann darf man sich bewerben.
„Ich hatte schon aufgegeben“, sagt Hanna Woodring. „Ich dachte, das schaffe ich nicht mehr in diesem Leben. Ich habe mich riesig gefreut.“


nach oben